Geschichte

Unsere Wurzeln

Der St. Georgs-Orden ist ein dynastischer Hausorden und vereint ritterliche Tradition mit der Idee eines vereinten Europas im Sinne Otto von Habsburgs politischer Ideen. Die Wurzeln des Ordens reichen weit zurück, nicht entsprechend einer ununterbrochenen Kontinuität, doch in der Fortführung eines Ideals christlichen Rittertums. Die Geschichte des Georgsordens in Mitteleuropa beginnt im Königreich Ungarn des 14. Jahrhunderts, erlebt seine Blütezeit als habsburgischer Hausorden zu Beginn der Neuzeit, wird nach dem Ende des Ersten Weltkriegs neu interpretiert und als dynastischer Hausorden des 21. Jahrhunderts im Auftrag von SKKH Erzherzog Otto und seinem Sohn SKKH Karl von Habsburg erneuert fortgeführt. 2008 wurde in München ein erstes Ordenskapitel gewählt.

Ritter vom Orden des St. Georg in Kärnten - im Kirchenkleid und in Rüstung
„Ritter vom Orden des St. Georgs in Kärnten“ im Kirchenkleid und in Rüstung
Stiche aus P. Hippolyt Helyots „Ausführliche Geschichte aller geistlichen und weltlichen Kloster- und Ritterorden.“, Band 4, Arkstee und Merkus, Leipzig 1756, Privatsammlung Wien

Der heilige Georg

Georg der Märtyrer ist einer der beliebtesten Heiligen der Christenheit, sein Gedenktag ist der 23. April. Georg ist Schutzpatron Englands, Georgiens, Äthiopiens, Griechenlands, Serbiens, Aragons und Kataloniens sowie – gemeinsam mit dem heiligen Joseph – Landespatron von Tirol. Er zählt zu den 14 Nothelfern und gilt als Beschützer bei Kriegsgefahr, Pest und Fieber. Er ist Patron der Soldaten, Bauern, Reiter, Bergleute, Schmiede und der Gefangenen.

Über den historischen Georg ist wenig bekannt. Er starb als Märtyrer in Nikomedia, dem heutigen Izmir – anderen Legenden nach in Lydda, dem heutigen Lod in Israel – zu Beginn der Christenverfolgung unter Diokletian. Seine Verehrung begann schon im 4. Jahrhundert, so gibt es wohl keinen Grund, an seiner Existenz zu zweifeln. Legenden zufolge wurde er als Sohn einer reichen Familie in Kappadokien geboren, seine Mutter Polychronia war Christin und ließ auch ihn taufen. Georg war Soldat in der römischen Armee und wurde für seinen Mut ausgezeichnet.

Die Figur des Heiligen ist mit zahlreichen Legenden verbunden, am berühmtesten ist sein Kampf mit dem Drachen. In der „Legenda Aurea“ aus dem 13. Jahrhundert wird berichtet, dass der Ritter Georg in die Stadt Silena in Libyen kam. Dort hauste ein Drache, der die Stadt mit seinem Gifthauch verpestete, die Einwohner mussten ihm täglich Lämmer opfern und als es keine mehr gab, wurden die Söhne und Töchter dem Untier vorgeworfen. Eines Tages traf das Los die Königstochter, doch als sie dem Drachen vorgeworfen wurde, erschien Georg. Er schlug mit seiner Lanze das Kreuzzeichen und durchbohrte den Drachen, tötete ihn jedoch nicht. Er forderte die Königstochter auf, den Drachen mit ihrem Gürtel zu binden und in die Stadt zu führen. Die Bewohner gerieten in Panik, doch Georg versprach, den Drachen zu töten, wenn sich alle taufen ließen. Der König und 20.000 Menschen bekehrten sich zu Christus und Georg erschlug das Untier.

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Malerei des heiligen Georgs auf einem Schild
Malerei des hl. Georgs auf einem Schild (Setztartsche), wahrscheinlich österreichische, um 1480–1490, Wien Museum Inv.-Nr. 126102, CC BY 4.0,
Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum

Schutzpatron der Ritter

Die Verehrung des Heiligen verbreitete sich schon früh über die ganze Christenheit. In Byzanz wurde er ab 525 als Soldaten- und Adelsheiliger verehrt, ab dem Jahr 1000 setzte sich in den Ostkirchen die Drachenlegende durch, im Westen zur Zeit der Kreuzzüge.

1099 soll Georg, auf einem weißen Pferd reitend, den Kreuzfahrern zum Sieg über die Sarazenen bei Antiocha verholfen haben. Richard Löwenherz machte ihn zu seinem persönlichen Schutzpatron, auf der Synode von Oxford 1222 wurde der Namenstag des Heiligen zum nationalen Feiertag. Georg galt als Patron der Ritter aus dem Heiligen Römischen Reich, auch der 1191 vor Akko gegründete Deutsche Orden förderte seine Verehrung. Um 1250 verfasste Reinbot von Durne im Auftrag des bayrischen Herzogs Otto II. des Erlauchten aus dem Haus Wittelsbach den Georgsroman, eine Versdichtung über den Heiligen, die zu den verbreitetsten Büchern des Mittelalters zählte und St. Georg als Vorbild des christlichen Ritters pries.

Ritterorden und Rittergesellschaften im Königreich Ungarn

Der Georgsorden des Hauses Anjou

Am 23. April 1326, dem Georgstag, wurde vor dem Domkapitel von Gran, dem ungarischen Esztergom, die Satzung einer vom ungarischen König Karl I. (1301–1342) aus dem Haus Anjou gegründeten Gesellschaft verkündet, die „sowohl sein Leib als auch sein Leben und damit das Land zu schützen hatte.“ Das Gründungsstatut befindet sich heute im ungarischen Nationalarchiv samt dem Siegel mit der Darstellung des heiligen Georgs als Drachentöter.

Es war der erste weltliche Ritterorden und wurde zum Vorbild der dynastischen Orden. Der ungarische Georgsorden blühte noch unter König Ludwig dem Großen (1342–1382), doch überdauerte er nicht die Thronstreitigkeiten, die nach dem Tod Ludwigs in Ungarn entbrannten.

Der Drachenorden

Am 12. Dezember 1408 gründete Sigismund (1382–1437) aus dem Haus Luxemburg als König von Ungarn den Drachenorden. Die Satzung setzt den Kampf gegen „die Anhänger des Urdrachens, das heißt sowohl gegen die heidnischen Truppen als auch die Schismatiker“ und gegen alle Nationen, die sich gegen den christlichen Glauben wenden, zum Ziel. 1409 wurden die österreichischen Herzöge Ernst, Wilhelm und Albrecht aus dem Haus Habsburg und weitere 24 österreichische Adelige in den Orden aufgenommen. Der Drachenorden war interkonfessionell, auch orthodoxe Christen wurden aufgenommen. Es war auch die einzige Rittergesellschaft, die Frauen aufnahm, darunter Barbara von Cilli, die Ehefrau von Kaiser Sigismund.

1431 verlieh der König dem Woiwoden der Walachei Vlad II. die Mitgliedschaft im Orden. Seinen Beinamen „Dracul“ (Drache) bekam er, nachdem er in die Gesellschaft eingetreten war – der Name, den später sein Sohn Vlad III. Tepes in der Literatur und in der Popkultur erhielt. Dracula ist schlussendlich also auf den Drachenorden zurückzuführen.

Der Drachenorden überdauerte seinen Gründer Sigismund. Sein Nachfolger König Albrecht aus dem Haus Habsburg verlieh den Orden an potenzielle Verbündete im Reich. Nach Albrechts frühem Tod (1397–1439) wurde sein nachgeborener Sohn Ladislaus Postumus (1440–1457) nicht nur König von Ungarn, sondern auch Großmeister des Drachenordens. Sein Cousin Friedrich von Österreich (1415–1493) – als Kaiser Friedrich III. bekannt – übte für Ladislaus die Regentschaft aus und verlieh zumindest zweimal auch den Drachenorden. Unter König Matthias Corvinus (1443–1490) soll der Drachenorden noch ein letztes Mal verliehen worden sein.

Der St. Georgs-Orden als Hausorden der Habsburger

1337 gründete Herzog Otto der Fröhliche (1301–1339) eine Rittergesellschaft, die Societas Templois. Versammlungsort war die Georgskapelle der Wiener Augustinerkirche, bis 1378 werden dort liturgische Versammlungen des Ordens erwähnt. Otto der Fröhliche, Gründer des ersten, mit dem Heiligen Georg verbundenen Ritterorden, starb im von ihm gestifteten Kloster Neuberg an der Mürz und wurde dort auch begraben.

1462 wurde Kaiser Friedrich III. von aufständischen Bürgern in der Wiener Hofburg belagert. Er gelobte bei einem glücklichen Ausgang die Gründung eines dem Heiligen Georg geweihten Ritterordens zur Abwehr der Türken. 1468 reiste der Kaiser nach Rom, wo Papst Paul II. die Gründung des Ordens bestätigte. Am 1. Jänner 1469 wurde die Stiftungsbulle des Ordens ausgestellt, erster Hochmeister wurde Johann Siebenhirter, ein enger Vertrauter des Kaisers. Sein Hochmeister-Schwert hat sich bis heute im Kärntner Landesmuseum erhalten.

Oberteil der Siebenhirter Tafel
Oberteil der Siebenhirter Tafel, um 1490, Kärntner Landesmuseum, Copyright BDA, Foto: Petra Laubenstein
Der Oberteil der Siebenhirter-Tafel zeigt die Einsetzung des ersten Hochmeisters des St.-Georgs-Ritterordens, Johann Siebenhirter, am ersten Januar 1469 in der Lateranbasilika zu Rom durch Papst Paul II. und den Ordensgründer Kaiser Friedrich III. In einer Synchrondarstellung sieht man stehend Kaiser Friedrich, sitzend den Papst und davor knieend Johann Siebenbürger beim Treueeid, Ritterschlag und bei der Investitur mit dem Ordenstalar.
Die großformatige Tafel befand sich ursprünglich in der Siebenhirter Kapelle im ehemaligen Benediktinerstift Millstatt und zählt heute zu den Schätzen gotischer Malerei des Kärntner Landesmuseums. 2020 wurde die Tafel aufwendig restauriert
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Ordenssitz wurde das Kloster Millstatt, das zur Hochmeisterresidenz ausgebaut wurde. In der Kirche finden sich die Epitaphe der Hochmeister Johann Siebenhirter (†1508) und dessen Nachfolger, Johann Geumann (†1533).

Kaiser Maximilian (1459–1519) war ein großer Förderer des von seinem Vater gegründeten Georgsorden. 1493 stiftete er in Innsbruck die St. Georgs-Bruderschaft, eine weltliche Verbindung, die dem Orden angegliedert sein sollte. Als Maximilian starb, ordnete er an, im Ornat eines Georgsritters beigesetzt zu werden. Sein Totenbild, heute im Joanneum in Graz, zeigt seinen Leichnam eingehüllt in schwarzen Atlas mit dem Georgskreuz darauf.

Unter Maximilians Nachfolger Kaiser Karl V. wurde das Goldene Vlies zum Hausorden der Habsburger, gleichzeitig schwand das Interesse am Georgsorden. Nach dem Tod des dritten Hochmeisters Wolfgang Prandtner 1541 wurde kein Nachfolger bestellt. 1573 wurden die Erträge der Ordensbesitzungen für das neu gegründete Grazer Jesuitenkolleg verwendet, 1598 der gesamte Ordensbesitz diesem übergeben.

Was jedoch blieb, war die Verehrung des heiligen Georgs. Kaiser Maximilian hatte diesen zum Schutzpatron des Hauses Habsburg erklärt.

Der Orden der Vier Römischen Kaiser, auch Alter Orden vom St. Georg

1768 stiftete Reichsgraf Philipp Ferdinand von Limburg-Styrum den „Orden des alten Adels der Vier Römischen Kaiser“ und bezog sich dabei auf eine 1308 erfolgte Ordensgründung durch Heinrich VII., den ersten Kaiser aus dem Hause Luxemburg. Limburg-Styrum war eines der kleinsten Territorien des Heiligen Römischen Reiches, erlangte aber bereits Anfang des 13. Jahrhunderts die Reichsunmittelbarkeit.

1794 starb Reichsgraf Philipp Ferdinand, sein Nachfolger Ernst Maria verlor noch im gleichen Jahr die Herrschaft wegen der Besetzung durch die Truppen des revolutionären Frankreichs, 1806 wurde die Reichsgrafschaft endgültig mediatisiert. Die Bedeutung als Hausorden der Reichsgrafen von Limburg-Styrum hatte der „Orden vom alten Adel der Vier Römischen Kaiser“ wahrscheinlich bereits mit dem Tod von Philipp Ferdinand verloren.

1838 reorganisierte Joseph Vicomte de Kerckhove-Varent den Orden und betonte die Kontinuität mit der luxemburgischen Gründung des Ordens im Mittelalter. In der 1841 von Ferdinand von Biedenfeld verfassten „Geschichte und Verfassung aller geistlichen und weltlichen, erloschenen und blühenden Ritterorden“ wurde diese Kontinuität jedoch in Zweifel gezogen und mangels Quellenmaterials verworfen. Die Insignie des Ordens war ein weiß emailliertes, achtspitziges Kreuz mit den Buchstaben H. C. W. S., den Anfangsbuchstaben der vier Mitglieder des Hauses Luxemburg auf dem Kaiserthron. In der Mitte befindet sich ein Medaillon mit einem Schutzengel auf azurblauem Grund, der Schutzengel war der Patron des Ordens. Der blaue Mittelteil war von einem breiten roten Rand umgeben. Solche Ordenskreuze aus dem 19. Jahrhundert haben sich bis heute erhalten.

1923 gründeten Offiziere der im Ersten Weltkrieg verbündeten Mittelmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn eine Vereinigung. Ihre Ausrichtung war monarchistisch und stellte sich in die Tradition des Heiligen Römischen Reiches. 1926 wurde in einem Reorganisationskonvent in Hannover auch die Tradition des ehemals limburgschen Hausordens integriert, vor allem der Bezug auf die vier luxemburgischen Kaiser und deren Initialen in der Insignie. 1927 wurden zur Vertiefung die Statuten neu angepasst und der Orden erhielt den
Namen „Alter Ritterorden vom Sankt Georg genannt Orden der Vier Römischen Kaiser“, mit den Balleien Wendland, Niedersachsen, Rheinland-Westfalen, Süddeutschland und Österreich-Ungarn. Ausdruck dieser Erneuerung des Ordens im Geiste war die Übernahme des Heiligen Georg in das Ordenszeichen. Die Position eines Großmeisters wurde vakant belassen, die Ordensleitung hatte ein Ordensgouverneur inne. 1935 wurde der Sitz des Ordens nach Salzburg in die Ballei Österreich-Ungarn verlegt, von wo er gegen den Nationalsozialismus auftrat. 1937 wurde Prinz Johannes von und zu Liechtenstein als Ordensgouverneur eingesetzt. Nach dem Anschluss 1938 wurde auch in Österreich das
Ordensvermögen beschlagnahmt und der Orden verboten.

Nach dem Krieg baute Prinz Johannes die Ordensstruktur als Verein mit dem Namen „St. Georgs-Klub“ mit Sitz in Wien wieder auf. 1960 erfolgte die Umbenennung in „Der Alte Orden vom St. Georg“. Ende der 1960er Jahre übernahm Otto von Habsburg den Ehrenschutz. Aus dem Kreis des „Alten Orden vom St. Georg“ stammen die Gründer des 2008 erneuerten „St. Georgs-Orden – Ein europäischer Orden des Hauses Habsburg-Lothringen“.

Ein europäischer Orden des Hauses Habsburg-Lothringen

Am 18. Jänner 2008 wurde im Auftrag von SKKH Erzherzog Otto und seinem Sohn SKKH Erzherzog Karl in München die Gründung des Europäischen St. Georgs-Orden gefeiert und ein erstes Ordenskapitel gewählt.

Am 24. April 2010 wurde dem Orden eine neue Verfassung gegeben. Rechtlicher Träger wurde die nach österreichischem Vereinsrecht gebildete „Gesellschaft der Ritter des Sanct Georgs-Ordens“ mit dem Ziel, für ein christlich-abendländisches Europa, das in Gefahr gerät, seine christlichen und historischen Wurzeln zunehmend zu verlieren, zu kämpfen und die historischen Verbindungen der Länder Mitteleuropas unter der Schirmherrschaft des Hauses Habsburg-Lothringen zu stärken.

Am 30. April 2011 wurde im Münster zu Neuberg an der Mürz – an der Ruhestätte von Herzog Otto dem Fröhlichen, dem Stifter des ersten habsburgischen Georgs-Orden – feierlich durch SKKH Erzherzog Karl als Großmeister der „St. Georgs-Orden – Ein europäischer Orden des Hauses Habsburg-Lothringen“ als Orden des Erzhauses proklamiert.

SKKH Erzherzog Karl übernahm die Großmeisterwürde, Baron Dr. Norbert van Handel wurde Ordensprokurator. Letzterer hat sich in dieser wichtigen Aufbauphase große Verdienste erworben. Am 22. April 2017 berief Großmeister SKKH Erzherzog Karl am Ordenskonvent zu Kufstein Baron Vinzenz von Stimpfl-Abele zum Prokurator des St. Georgs-Orden, unter dessen Führung sich unsere Gemeinschaft sukzessive zu einer gesellschaftlich anerkannten, überparteilichen wertepolitischen Instanz weiterentwickelt.